Stell dir vor, du machst ein Selfie von dir. Es fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Du fotografierst dich, wie du dich gerne sehen würdest, aber tief in dir weißt du, dass auf diesem Foto nur eine weitere Fassade zu sehen ist. Eine Maske, die du für die Welt trägst.
Wann hast du dich das letzte Mal wirklich gesehen und verstanden gefühlt? Wann hast du das Gefühl gehabt, dass du in einem Bild wirklich abgebildet wirst – so, wie du bist?
Es ist eine Frage, die sich viele von uns stellen: Liegt es nicht an uns selbst, wie wir gesehen werden – oder vielmehr, wie wir gesehen werden wollen?
Vielleicht hast du dich auch schon gefragt: Warum sehen die Menschen mich nicht so, wie ich wirklich bin? Warum werde ich oft missverstanden oder nicht richtig wahrgenommen?
Ich glaube, dass die Antwort auf diese Fragen oft in einem einzigen Bild liegt – einem Porträt. Und wie und warum ich das so sehe, möchte ich dir hier erklären.
Meine Erfahrung: Die Enttäuschung beim Blick in den Spiegel
Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht: Ich zeige Heidi ein paar Bilder von mir, und sie zeigt auf eines und sagt: „Das ist das Bild, das dich zeigt, wie du wirklich bist.“ Doch ich finde die anderen Bilder besser. Warum? Weil ich mich auf den anderen Fotos so sehe, wie ich mich gerne sehen möchte. Aber tief in mir weiß ich, dass das ein falsches Bild von mir ist.
Hast du schon einmal erlebt, dass du jemanden nur von Bildern kennst, diese Person dann persönlich triffst und feststellst, dass sie ganz anders ist, als du sie dir anhand des Bildes vorgestellt hast?
Mir ist das oft passiert. Wenn ich einen Termin habe und die Person noch nicht kenne, schaue ich oft nach Bildern im Internet, um mir vorab ein Bild zu machen. Doch oft zeigt dieses Bild nur einen Teil – eine Fassade.
Warum aber zeigen wir uns so oft mit einer Fassade? Und warum glauben wir, dass es nicht richtig ist, diese fallen zu lassen?

Warum wir eine Fassade aufbauen
1. Schutzmechanismus
Die Fassade ist oft ein Schutzschild. Sie soll verhindern, dass andere unsere Unsicherheiten, Verletzlichkeiten oder Ängste sehen. Wir zeigen, was wir glauben, dass andere sehen wollen – aus Angst vor Ablehnung oder Verletzung.
2. Sozialisierung
Schon früh lernen wir, uns anzupassen: „Sei brav, sei stark, sei nicht zu laut, sei nicht zu weich…“ Wir passen uns an die Erwartungen in der Schule, im Job und im Freundeskreis an. Echtheit wird oft nicht belohnt, sondern als „zu emotional“, „zu schwach“ oder „zu viel“ abgetan.
3. Gesellschaftlicher Druck
Social Media, Werbung und die Erfolgskultur setzen uns ständig ein Ideal vor: „Sei erfolgreich, schön, stark, positiv, makellos.“ Wer diesem Ideal nicht entspricht, denkt schnell: „So wie ich bin, bin ich nicht genug.“ Die Fassade wird zu einem Filter, der nur das zeigt, was „gut ankommt“.
4. Angst vor echter Nähe
Echtheit macht verletzlich. Wenn wir uns echt zeigen, zeigen wir unser Innerstes. Wenn das abgelehnt wird, tut es weh. Die Fassade bietet Distanz – sie schützt uns vor echter Nähe, aber auch vor echter Verbindung.


Der Wendepunkt: Die Sehnsucht nach Echtheit
Viele Menschen sehnen sich genau nach dem Gegenteil. Ich habe über die Jahre beobachtet, dass immer mehr Menschen keine Lust mehr auf eine Fassade haben. Sie wollen das Echte. Sie sehnen sich nach Tiefe und nach einem unverstellten Blick auf sich selbst und die Welt.
Wenn wir mutig genug sind, die Fassade abzulegen, passiert oft etwas Magisches: Andere Menschen öffnen sich ebenfalls. Es entsteht Vertrauen. Nähe. Verbindung. Schönheit.
Peter Lindbergh sagte einmal:
„Wenn du jemanden wirklich schön zeigen willst, musst du aufhören, ihn zu verstecken.“

Wie kommt es zu einem falschen Selbstbild?
1. Selbstwahrnehmung ist subjektiv
Wir sehen uns selbst immer nur aus unserer eigenen Perspektive. Unser Gehirn speichert besonders intensiv die negativen Erfahrungen und Kommentare, die wir von anderen hören – und das prägt unser Selbstbild oft mehr, als uns bewusst ist.
2. Spiegel & Selfies verzerren die Realität
Wir kennen unser Gesicht oft nur aus dem Spiegel – spiegelverkehrt oder durch Selfies, die durch Winkel, Licht oder Filter verändert sind. Professionelle Fotos hingegen zeigen uns objektiver, was uns plötzlich „fremd“ erscheint.
3. Vergleich mit Idealen
Social Media, Werbung und Promi-Kultur zeigen uns ständig „perfekte“ Gesichter und Körper. Auch wenn wir wissen, dass vieles bearbeitet ist, vergleichen wir uns unbewusst damit und fühlen uns oft „nicht gut genug“. Das beeinflusst unser Selbstbild.
4. Alte Glaubenssätze
„Du bist nicht fotogen“, „Du bist zu…“ – solche Sätze hören wir oft schon in jungen Jahren. Wenn diese Glaubenssätze sich festsetzen, begleiten sie uns lange und beeinflussen unser Selbstbild.

Die heilende Wirkung von Porträts
Ein gutes Porträt kann helfen, unser Selbstbild neu zu entdecken – liebevoller, klarer und ehrlicher. Denn manchmal brauchen wir den Blick von außen, um zu erkennen, wie schön wir wirklich sind.
Oft erlebe ich, dass Menschen zu mir kommen und sagen: „Ich möchte Bilder, die mich wirklich zeigen und auf denen ich mich selbst sehe.“ Doch wenn sie dann die Bilder bekommen und nicht das sehen, was ihrem falschen Selbstbild entspricht, sind sie enttäuscht – auch wenn sie es nicht direkt sagen. Aber ich merke es an ihrer Reaktion. Sobald jemand anderes das Bild sieht und sagt: „Das ist aber ein tolles Bild von dir. Es zeigt dich wirklich, wie du bist“, ändern sich die Dinge. Die Menschen merken, dass sie eine neue Wirkung auf andere haben, wenn sie so sind, wie sie wirklich sind. Und das macht sie glücklich.

Warum jeder regelmäßig Porträts von sich machen lassen sollte
Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch regelmäßig Porträtbilder von sich machen lassen sollte – nicht nur aus beruflichen Gründen, sondern auch für sich selbst. Denn der Blick eines professionellen Fotografen ist ein ehrlicher Spiegel, der nicht verfälscht ist. Es ist eine wunderbare Erfahrung, sich so zu sehen, wie man wirklich ist.

Die Angst vor dem Bild: Warum viele Menschen sich nicht mögen
Vielleicht hast du schon oft gehört, dass jemand sagt: „Ich mag mich nicht auf Fotos.“ Hier sind einige Gründe, warum das so ist:
1.Falsches Selbstbild
Viele sehen sich selbst im Spiegel oder auf Selfies und haben eine verzerrte Wahrnehmung von sich. Ein Foto zeigt uns, wie andere uns sehen – und das kann ungewohnt wirken.
2. Verzerrte Wahrnehmung
Unser Gehirn speichert über Jahre hinweg ein Bild von uns, das oft nicht mehr der Realität entspricht. Wenn wir dann ein Foto sehen, stimmt es mit unserem inneren Bild nicht überein – und wir lehnen es ab.
3. Negative Erfahrungen
Viele Menschen haben schlechte Erfahrungen mit Fotos gemacht – sei es ein unvorteilhafter Schnappschuss oder ein unwohl inszeniertes Familienbild. Diese Erfahrungen prägen unseren Glauben: „Ich bin nicht fotogen.“
4. Vergleiche mit anderen
Social Media, Magazine und Filme zeigen uns oft idealisierte Bilder. Neben diesen perfekt inszenierten Bildern fühlt sich unser eigenes Gesicht schnell „nicht genug“ an.
5. Angst vor Bewertung
Ein Foto ist ein festgehaltenes Bild – es ist greifbar und sichtbar. Und das macht verletzlich. „Was, wenn andere mich hässlich finden?“ Diese Frage lässt uns oft lieber auf Fotos verzichten.


Die wahre Schönheit eines Porträts
Es liegt nicht an deinem Gesicht. Es liegt nicht an deinen Augen, deiner Nase oder deiner Haut. Es liegt daran, wie das Bild gemacht wurde – mit welchem Blick, welcher Stimmung und welcher Empathie.
Ein gutes Porträt zeigt nicht nur ein Gesicht – es zeigt eine Wahrnehmung, eine Beziehung, ein Gefühl. Ein professionelles Porträt kann dir helfen, dich selbst zu entdecken und die wahre Schönheit in dir zu sehen.
Ich habe das Gefühl, dass ich in meiner Fotografie nicht nur das Gesicht, sondern die Persönlichkeit eines Menschen einfangen kann. Denn jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, sich in seiner ganzen Echtheit zu zeigen. Ein echtes Porträt hilft, das zu erkennen – es ist ein Werkzeug zur Selbsterkenntnis und zur Anerkennung der eigenen Schönheit, wie sie wirklich ist.
Ich hoffe, dass meine Fotografie dir helfen kann, diesen Weg zu finden. Denn wenn du einmal wirklich gesehen wirst – in deinem vollen, authentischen Wesen – dann ist das mehr wert als jede Fassade, die wir aufbauen können.
Denn es gibt viel zu viele festgefahrene Bilder.
Und wer sagt denn, dass ein Geschäftsmann immer großspurig, glatt und unnahbar aussehen muss?
„Vielleicht darf er einfach nur Mensch sein.“
Oder eine Frau immer perfekt, makellos und zurückhaltend erscheinen muss?
„Darf sie einfach auch mal mutig, laut und unperfekt sein?“
